Erste Biogasanlage im Bottwartal im Gespräch 05.06.2008
Landwirt wartet auf Entscheidung aus Berlin - Trocknung von Klärschlamm, Getreide und Mais möglich Großbottwar.
Im Großbottwarer Weiler Sauserhof könnte eine Biogasanlage entstehen. Der Landwirt Martin Föll hat bereits mit der Stadtverwaltung über seine Pläne gesprochen. Ob er seine Idee verwirklichen wird, hängt allerdings von Entscheidungen der Bundespolitik ab.
Von Stephanie Jochim Martin Föll könnte sich vorstellen, seine geplante Biogasanlage im Sauserhof mit Pflanzen zu speisen. Die Variante "Nahrungsmittel" und Abfälle kommt für den Landwirt nicht infrage, denn dies werde vom Bund nicht gefördert, erklärt er. Wo genau die Anlage stehen soll und wie groß die Silos wären, möchte er derzeit noch nicht sagen, denn das Vorhaben ist noch längst nicht in trockenen Tüchern, wie er sagt. Zunächst möchte Föll eine Entscheidung des Bundesrates zum Erneuerbare-Energien-Gesetz abwarten, die im Juni oder Juli erwartet wird. Dann erst sei klar, was wie gefördert werde und ob sich die Investition für den Großbottwarer Landwirt lohnt. Je nach Gesetzeslage sei das Ganze nicht rentabel. "Ich leite jetzt alles in die Wege und entscheide nach der Verabschiedung des Gesetzes alles Weitere - dieses Risiko gehe ich ein."
Falls die Entscheidung in Berlin so ausfällt, wie Föll sich das vorstellt, und alle beteiligten Behörden ihr Ja zur Anlage geben, würde die Anlage am Rande des Sauserhofs liegen - mit etwa 200 Metern Abstand zu zwei Wohnhäusern. Mit den Nachbarn habe er bereits gesprochen. Nach den derzeitigen Plänen würde er mit der Wärme, die als Nebenprodukt anfällt, Getreide und Mais trocknen. Da dies saisonbedingt aber nur während zwei Monaten infrage kommt, würde er während des übrigen Jahres Klärschlamm trocknen. "Das geschieht bei 80 Grad, und es entsteht weder Dampf noch Geruch", berichtet er. Die Nachbarschaft mit Wärme zu versorgen, wie es einige andere Biogasanlagen tun, kommt für den Betrieb im Sauserhof nicht infrage. Er hätte im Sommer zu wenig Abnehmer.
Bevor es losgehen kann, muss Föll den Bauantrag stellen. Mit der Großbottwarer Stadtverwaltung hat er bereits über seine Pläne gesprochen. Dort scheint die Idee grundsätzlich auf Gegenliebe zu stoßen: Der Gemeinderat hat aus diesem Anlass eine Besichtigungsfahrt an die Schweizer Grenze unternommen, berichtet Hans Baur, CDU-Fraktionschef im Ratsgremium. Nach Informationen von Martin Föll habe die Stadt Großbottwar das geplante Gewerbe- und Industriegebiet Südlich Holzweilerhof als Standort für die Anlage vorgesehen (siehe dazu auch den Artikel "Eine Gartenparty ohne Feierlaune" auf Seite III). "Dort hätte ich aber nicht gebaut, weil das zu weit von meinem Betrieb im Sauserhof weg ist", sagt der Landwirt, der früher Sprecher der Bürgerinitiative "Rettet das Bottwartal" war. Aus dieser hat er sich mittlerweile zurückgezogen, denn mit dem Standort Südlich Holzweilerhof könne er leben.
Nach Auskunft von Brigitte Keller, Leiterin des Großbottwarer Ordnungsamtes, ist nun noch zu klären, ob es sich bei der geplanten Biogasanlage im Sauserhof um eine privilegierte Bebauung im Außenbereich handelt. Wenn nicht, stünde dem Vorhaben ein aufwendiges Verfahren in Bezug auf Bebauungs- und Flächennutzungsplan bevor.
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